Vatikan: Wie geht`s dem Papst wirklich? - Hintergrund
Seit seinem Luftröhrenschnitt im Februar hat der Papst fast 19 Kilo abgenommen. Das
meldet die Nachrichtenagentur afp. Der Papst habe in den letzten Wochen immer nur
vornübergebeugt gegessen, damit ihm nicht auf einmal Nahrung die Luftröhre blockiert.
Sein Abmagern sei der Grund gewesen, weshalb man ihm gestern - Mittwoch - eine Nasen-Magen-Sonde
zur flüssigen Ernährung eingesetzt habe.
Nach dem Eingriff habe sich der Papst eigentlich ausruhen sollen, so der "Corriere
della Sera". Er habe das den Ärzten auch versprochen. Als er aber erfahren habe, dass
auf dem Petersplatz 5.000 Jugendliche aus dem Erzbistum Mailand seien, habe er sein
Versprechen gebrochen, um sie vom Fenster seines Arbeitszimmers aus zu begrüßen. Im
kleinen Kreis, so der "Corriere", sei der Papst in diesen Tagen durchaus fähig, zu
sprechen. Bei öffentlichen Auftritten aber werde er nervös, und sein Sprechen werde
dadurch blockiert.
Nach afp-Angaben fragt sich die Umgebung des Papstes besorgt, ob er sich derzeit hinreichend
erholt. Tatsächlich sprach ein Bulletin von Vatikan-Sprecher Navarro-Valls gestern
- Mittwoch - erstmals nicht ausdrücklich von einer "Verbesserung" im Gesundheitszustand
des Papstes. Überraschend ist auch, dass in dem Text erstmals nicht die Ärzte des
Gemelli-Krankenhauses erwähnt werden, sondern dass der Eindruck entsteht, Vatikan-Ärzte
sorgten für Johannes Paul.
Eine Besserung des Gesundheitszustandes des Papstes wäre aber nötig, um dem Papst
in nächster Zeit bei einer so genannten "Gastroskopie" eine Sonde in den Magen zur
dauerhaften flüssigen Ernährung einzuführen. Das könnte wohl nur im Rahmen einer Operation
geschehen - nicht im Vatikan, sondern erneut in der Gemelli-Klinik. Mit einer solchen
Operation wäre - eine Besserung des allgemeinen Gesundheitszustands vorausgesetzt
- in den nächsten Wochen zu rechnen. Es wäre der elfte Aufenthalt des Papstes im Großklinikum
im Norden der Ewigen Stadt. Nach einer solchen Operation könnte der Papst weiter in
der Öffentlichkeit auftreten und wohl auch seine Stimme zumindest teilweise wiedergewinnen.
Der sichtbare Teil der Nasen-Magen-Sonde läßt sich abnehmen, so dass der Papst wohl
auch an den nächsten Sonntagen und Mittwochen zumindest am Fenster seines Arbeitszimmers
erscheinen kann. Wahrscheinlich ist, dass Johannes Paul weiterhin immer wieder versuchen
wird, seine Sprechblockade in der Öffentlichkeit zu überwinden. Die Vatikan-Medien
sind - laut afp - angewiesen, ihn nicht aus zu großer Nähe zu zeigen. An einen Rücktritt
denkt der Papst nicht, wie er am Donnerstag durch einen ihm nahestehenden Publizisten
im "Corriere della Sera" ausrichten ließ.
(afp/corriere/rv 31.03.05 sk)